Nach der Bearbeitung mit dem Stein wurden die Klingen mit verschiedenen Stoffen geschliffen. In Indien haben die Meister den Schliff oft mit den eigenen Fingern vervollkommnet.
Der sowjetische Philologe N. R. Gusev, welcher einige Jahre in Indien lebte beschreibt den Vorgang des Polierens, welchen die Indianer angewendet haben folgender Maßen: „Das Polieren wurde mit Hilfe von drei Komponenten durchgeführt: Sand, Schmirgel und dem Finger. So wurde Tag für Tag, von Morgens bis Abends, Monat für Monat, Jahr für Jahr, Generation für Generation mit dem Finger geschliffen, bis man eine vollkommen glatte Oberfläche erhielt... .“
Unglaubliches Können und Ausdauer waren nötig um eine aus Bulat gefertigte Klinge herzustellen. Eine Klinge wurde nicht Stunden, nicht Tage oder Monate, sondern Jahre gefertigt.
Heute ist vollkommen klar, dass es nicht nur ein Geheimnis in Verbindung mit dem Bulat gab – es gab mehrere.
Die erste Gruppe bezieht sich auf das Geheimnis der Herstellung, eines Barrens Bulat und seine besondere ungleichgewichtige Struktur sowie die physikalische und chemische Heterogenität. Diese Geheimnisse sind heute gelöst, der Barren wurde hergestellt.
Die zweite Gruppe der Geheimnisse bezieht sich auf die Kunst des Schmiedens und Herstellens der spezifischen Muster von Bulat. Heutzutage sind die meisten bekannten Muster herstellbar, dennoch werden die Arbeiten hier noch fortgesetzt.
Die dritte Gruppe der Geheimnisse bezieht sich auf die Reinheit der Ausgangsmaterialien, welche die besondere chemische Zusammensetzung, sowie die Phasenzusammensetzung der kohlenstoffhaltigen Stähle garantierte. Diese Geheimnisse werden nach und nach gelüftet.
Die vierte Gruppe der Geheimnisse beinhaltet die chemische und thermische Zusammensetzung des Stahls. Jahrhundertelange Erfahrung in der Metallverarbeitung, ermöglichten es den Waffenschmieden optimale Methoden der thermomechanischen Verarbeitung, Zementierung und Härtung zu erhalten, welche sie immer geheim hielten. In der seitdem vergangenen Zeit wurde die thermische Verarbeitung zu einer eigenen Wissenschaft. Mit Hilfe moderner theoretischer und experimenteller Methoden, kann man viele Geheimnisse der thermischen Bearbeitung von Bulat lüften.
Die fünfte Gruppe behandelt die Geheimnisse der Endfertigung von Bulat. Hier muss man eingestehen, dass Nachahmung der Schleifmethoden und der Poliermethoden für uns sehr schwierig ist. Deshalb ist es noch niemanden gelungen die legendäre Elastizität der Klingen aus Bulat zu erreichen.
Ausgehen von den Geheimnissen der Fertigung von Bulat Stahl, kann man heute recht überzeugend auf die Frage „Was ist Bulat?“ antworten. Jedoch ist die Antwort auf diese Frage nicht einfach.
Bulat ist ein kohlenstoffhaltiger, übereutektoider Stahl, welcher durch seine Zusammensetzung an Gusseisen erinnert.
Bulat ist nicht nur ein kohlenstoffhaltiger Stahl, sondern sogar ein hoch kohlenstoffhaltiger Stahl.
Bulat ist nicht nur ein hoch kohlenstoffhaltiger Stahl, sondern ein besonders reiner Stahl ohne fremde Zusätze.
Bulat ist ein hoch kohlenstoffhaltiger Stahl , mit einer ungleichgewichtigen Struktur und einer stark ausgeprägten Makro- und Mikroinhomogenität.
Bulat ist ein geschichteter Stahl. Sehr harte Schichten mit einem hohen Anteil an Kohlenstoff, wechseln sich mit Schichte ab, deren Kohlenstoffanteil deutlich geringer ist und welche deshalb elastisch sind. Beim Schmieden werden alle Schichten verbunden und das besondere Muster entsteht.
Bulat ist ein gemusterter Stahl. Die Struktur von Bulat garantiert ihm nach den besonderen Verarbeitungsmethoden besonders gute mechanische Eigenschaften.
Bulat ist ein Stahl , welcher gleichzeitig über eine hohe Härte, Festigkeit, Zähigkeit und Elastizität verfügt. Die Reihung der Harten und weichen Schichten in der Klinge garantier die „selbständige Schärfung“ der Klinge.
Bulat ist ein Stahl, welcher eine unglaublich hohe Schärfe der Klinge garantiert und „selbständige Schärfung“ ermöglicht. Somit ist mit dem Begriff „Bulat“ eine ganze Reihe von charakteristischen Eigenschaften, dieses wunderbaren Stahls gemeint.