2010 feiern Menschen n der ganzen Welt eines der bedeutendsten Jubiläen des Jahres - das 150. Jubiläum von Anton Pawlowitsch Tschechow. Seine Werke sind ein fester Bestandteil der Weltliteratur und als solcher nicht mehr daraus wegzudenken. Denn die Themen, die in seinen Bühnenwerken, Erzählungen und Novellen angesprochen wurden, sind nach wie vor auch noch heute aktuell. Gerade deswegen werden seine Bühnenstücke in vielen Ländern stets bei vollen Sälen gespielt.
Dieses Jahr werden in Moskau die Internationalen Tschechow-Festspiele veranstaltet, an denen sich die Schauspielhäuser aus 11 Ländern beteiligen. Beispielsweise seien hier die Theater aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Kanada und der Schweiz genannt.
Auch in Dresden wurde das Andenken an den großen russischen Schriftsteller geehrt: im Festsaal der Jüdischen Gemeinde fand ein Literaturabend statt, der dem Tschechow-Jubiläum gewidmet war. Wie üblich wurde dieser Abend von der Kultur-Ingenieur- und Wissenschaftsgesellschaft e. V. veranstaltet, die von Doktor Juri Tsoglin geleitet wird. Ein originell gestaltetes Programm und das Plakat stießen auf hohes Interesse nicht nur bei Russisch sprechenden Dresdnern, sondern auch beim deutschen Publikum, das Tschechows Talent verehrt. Dank solchen Veranstaltungen schafft unsere Gesellschaft in Dresden einen integrativ-kulturellen Dialog zwischen den Russisch sprechenden Migranten und den Einheimischen.
Vor dem Beginn der Jubiläumsveranstaltung konnten Fotoplakate betrachtet werden, auf denen einzelne Abschnitte des Lebenswegs von Anton Pawlowitsch Tschechow dargestellt wurden. Die Eröffnungsrede hielt die Dichterin Natalja Lewizkaja, die einen kurzen Streifzug durch die bedeutendsten und interessantesten Stationen im Leben Tschechows machte.
Als Nächstes sahen die Zuschauer ein Theaterstück in Anlehnung an Tschechows Erzählung „Ein Chamäleon“, gespielt von der Jugendtruppe des Jugendzentrums „Kolibri“. Die Initiatorin dieser Inszenierung war eine Lehrerin für russische Sprache und Literatur Larissa Kremenchutskaja. Die Jugendlichen berichteten, dass sie mit einem riesigen Engagement an der Inszenierung dieses Werkes herangegangen waren. Gewählt haben sie gerade diese Erzählung deswegen, weil sie der Meinung sind, dass deren Thematik auch in unserer Zeit hochaktuell ist, denn je nach Umständen wechseln recht oft manche Leute ihre Ansichten.
Regie führte Andreas Reichelt. Gespannt beobachteten die Zuschauer Tschechows Figuren. Besonders begeistert waren die Zuschauer vom Spiel A. Rechelts (Polizeiwachmann Otschumelow). Beeindruckend lebensnah spielte Sofia Skidelman ihre äußerst komplizierte Rolle, wobei sie in die Gestalt eines erschrockenen Hundes schlüpfte, der nicht verstehen kann, was geschieht. Bemerkenswert war das Bestreben von Alina Kremenchutskaja, brillant und originell die Bettlerin auf dem Platz zu spielen. Sorgfältig, jedoch nicht ganz sicher, verkörperte den Juwelier Chrükin Vladislaw Schusterman. Die übrigen Figuren wurden mit einem unterschwelligen Sarkasmus dargestellt von Anastasia Gaponik (Schutzpolizist Jeldyrin), Аnna Bay (Koch des Generals) und Yuriy Bilegortsev (Bruder des Generals).
Als Schriftsteller übte Tschechow einen großen Einfluss auf Schaffen vieler Autoren sowohl in Russland als auch im Ausland. So schätzte der Ire James Joyce sehr hoch Tschechows Virtuosität im Schreiben von humoristischen Kurzgeschichten undversuchte daher auch dessen Kunstgriffe in seinen eigenen Werken anzuwenden. Ein hohes Interesse für literarisches Schaffen Tschechows hatte auch der Klassiker deutscher Literatur Thomas Mann. Von ihm stammt der Essay „Versuch über Tschechow“, in dem er aus seiner Sicht das Schaffen von Tschechow analysierte, angefangen mit dessen ersten traurig-heiteren humorvollen Erzählungen und Feuilletons. Thomas Mann gab eine sehr hohe Einschätzung Tschechow als Schriftsteller, der gekonnt am Wort feilte und das Reichtum der russischen Sprache vermehrte.
Frau Doktor der Philologie Ute Baum machte die Anwesenden Tschechow-Verehrer mit einem Abschnitt aus dem Essay von Thomas Mann „Versuch über Tschechow“ bekannt. Wer nicht so gut Deutsch verstand, konnte eine Übersetzung des Textes nutzen, die beizeiten verteilt worden war.
Auf dem Literaturabend wurden auch Filmszenen nach Tschechows Erzählungen vorgeführt wie „Ein teurer Hund“, „Der Übertäter“/„Der Missetäter“ (рассказов два: первый от 1885 г., второй от 1887 г.), „Der Bräutigam und das Väterchen“ in der Inszenierung des Leningrader Großen Schauspielhauses unter der Regie- von Towstonogow. In all diesen kleinen Theaterstücken waren bekannte und beliebte Schauspieler zu sehen, darunter solche wie Lebedew, Bassipaschwili und Newedomskij.
Von dem Abend waren alle hingerissen. Nicht vergessen soll, dass dessen großer Erfolg ohne den riesigen organisatorischen Aufwand von Uta Baum und Galina Schilowa nicht möglich wäre.
Anna Kolbe